Teil 1: Digitaler Wandel in der Makler-Zusammenarbeit
Von Eileen Potter, VP of Insurance Marketing bei Smart Communications
Makler sind nach wie vor ein entscheidendes Bindeglied im Versicherungsmarkt der DACH-Region – zwischen Versicherern und Versicherungsnehmern. Gerade im Bereich der Lebens- und Gewerbeversicherungen bringen sie ihre fachliche Expertise ein, erklären komplexe Produkte, beraten individuell und sorgen dafür, dass hinter risikobehafteten Entscheidungen auch eine menschliche Perspektive steht. Doch bevor Makler in den direkten Austausch mit ihren Kunden gehen, findet bereits ein entscheidender Prozess statt: die Vorbereitung des Angebots im Zusammenspiel von Versicherer und Makler.
Dieser erste Teil einer zweiteiligen Serie beleuchtet die sich wandelnde Dynamik der B2B-Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette der Versicherung. Wir zeigen, weshalb traditionelle Praktiken nicht mehr ausreichen – und wie digitale Innovationen ein effizienteres, sichereres und skalierbares Modell schaffen.
Die Bedeutung des gemeinsam erstellten Angebots
Die Entwicklung eines Versicherungsangebots ist von Beginn an ein kooperativer Prozess. Rund 80 % des Inhalts kommen dabei vom Versicherer: Preisgestaltung, Vertragsbedingungen, regulatorische Angaben und die Details zum Versicherungsschutz. Die übrigen 20 % – nicht minder wichtig – stammen vom Makler: spezifische Kundeninformationen, individuelle Einschätzungen und persönliche Aspekte, die das Angebot erst wirklich relevant machen.
Diese Kombination aus standardisierten und maßgeschneiderten Bausteinen verlangt nach einem Workflow, der Flexibilität ermöglicht, ohne die Compliance aus den Augen zu verlieren. In weiten Teilen der DACH-Region ist die technische Unterstützung für diesen Prozess jedoch noch nicht auf dem Stand, den moderne Zusammenarbeit erfordert.
Ein manueller Prozess in einer digitalen Welt
Noch immer werden Entwürfe zwischen Versicherern und Maklern häufig als Word-Dokumente per E-Mail verschickt. Versionen kursieren parallel, werden isoliert bearbeitet, geprüft und manuell abgeglichen. Dieser Arbeitsstil bringt erhebliche Risiken mit sich:
- Versionskonflikte: Oft ist unklar, welcher Entwurf der aktuellste ist.
- Inkonsistentes Branding und Messaging: Durch ungewollte Änderungen können Makler den Wortlaut der Versicherer verfälschen.
- Compliance-Probleme: Pflichtklauseln oder regulatorische Anpassungen können leicht übersehen werden.
- Ineffizienz: Das ständige Hin- und Herschicken von E-Mails kostet wertvolle Zeit.
In einem Umfeld, in dem sich der Finanzdienstleistungssektor rasant digitalisiert, setzen solche Arbeitsweisen sowohl Versicherer als auch Makler unnötigen Betriebs- und Reputationsrisiken aus.
Digitalisierung der Zusammenarbeit – ohne Kontrollverlust
Gefragt ist ein strukturiertes, digitales Modell, das sichere und konforme Zusammenarbeit ermöglicht und gleichzeitig effizient bleibt. Ein modernes Kooperationsmodell sollte:
- Die gemeinsame Dokumentenerstellung innerhalb klar definierter Vorlagen erlauben: Versicherer sichern wichtige Formulierungen ab, während Makler flexible Freiräume für Anpassungen nutzen.
- Echtzeit-Kollaboration ermöglichen: Eine einzige Arbeitsgrundlage ersetzt den umständlichen Austausch zahlreicher Versionen.
- Regulatorische Anforderungen automatisch berücksichtigen: Inhalte passen sich dynamisch an die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz an.
- Markenkonsistenz sicherstellen: Die Stimme und visuelle Identität des Versicherers bleiben über alle Kanäle und Partner hinweg einheitlich.
Für Versicherer mit Weitblick sind das längst keine „nice to haves“ mehr, sondern unverzichtbare Voraussetzungen, um Maklerloyalität, operative Agilität und Compliance in einem zunehmend komplexen regulatorischen Umfeld zu sichern.
Lokale Nuancen, regionale Auswirkungen
In der DACH-Region ist Compliance nicht bloß eine Pflichtübung, sondern ein echter Wettbewerbsvorteil. Unterschiedliche Sprachgewohnheiten, Dokumentationsstandards und Offenlegungspflichten machen es erforderlich, Inhalte lokal abzustimmen. Versicherer, die grenzübergreifend mit Maklern arbeiten, müssen deshalb sowohl die sprachliche Adaption als auch die regulatorische Konformität gewährleisten.
Eine moderne Kooperationsplattform kann diese Lokalisierung weitgehend automatisieren und sorgt für eine einheitliche Arbeitsumgebung, die Inhalte intelligent an Regionen, Märkte und Produktlinien anpasst. Dadurch gewinnen Makler Zeit, sich auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren: die Beratung der Kunden.
Stärkung des Maklerkanals
Ein klar strukturiertes und vereinfachtes Kooperationsmodell ist ein entscheidender Faktor, um die Attraktivität eines Versicherers im Maklerkanal zu steigern. Makler bevorzugen Partner, die ihnen präzise, aktuelle und rechtssichere Materialien bereitstellen – und zwar schnell.
Analysten sind sich einig: Die nächste Phase der digitalen Transformation im Versicherungssektor wird nicht nur durch Innovationen in der Kundeninteraktion geprägt sein, sondern auch durch die Stärkung des gesamten Ökosystems – einschließlich der Art und Weise, wie Versicherer ihre Vermittler unterstützen.
Die Weichen für die Kundenbindung stellen
Ein digital gemeinsam entwickeltes Angebot ist weit mehr als ein Dokument – es bildet die Grundlage für das anschließende Kundengespräch. Die Verständlichkeit und Qualität dieses ersten Angebots hat entscheidenden Einfluss darauf, wie schnell und erfolgreich ein Abschluss zustande kommt. Ist das Angebot präzise, kundenorientiert und transparent, stärkt es das Vertrauen in den Makler.
Sind Makler mit Tools ausgestattet, die Verwaltungsaufwand reduzieren, können sie ihre Energie in die persönliche Kundenbeziehung investieren – ein klarer Mehrwert für alle Beteiligten: Versicherer, Makler und Endkunden.
Fazit: Zusammenarbeit als Differenzierungsmerkmal
Zusammenarbeit ist heute nicht nur ein Prozess, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Versicherer in der DACH-Region müssen die B2B-Kooperation mit Maklern neu denken, um den B2C-Bereich effizienter, intelligenter und konformer zu gestalten.
In Teil 2 dieser Serie werfen wir einen Blick auf den nächsten Schritt: Wie Makler mithilfe digitaler Werkzeuge Angebote noch nahtloser personalisieren und präsentieren können – und dabei die Anforderungen an Datenschutz und Regulierung (DSGVO, GDPR) konsequent einhalten.